Weihnachtsessen

Okay. Seit nunmehr 29 Jahren feiere ich Heiligabend. 28 davon mit meinen Eltern und meiner Schwester. Letztes Jahr haben mein Mann und ich das erste Mal Heiligabend ganz alleine in unseren eigenen vier Wänden gefeiert. Guuut. Da wir beide noch gearbeitet hatten, mussten wir erstmal bis 17 Uhr die Wohnung saubermachen, aber egal. Hat ja niemand gehetzt. Mein Mann und ich sind uns, was Weihnachten betrifft, nicht so ganz einig.

Beispiel gefällig?

Er hasst Weihnachten und ich liebe es (und übertreibe es manchmal ein gaaaaanz kleines bisschen).

Er will einen geraden Baum mit einer Spitze für die Schmuckspitze, ich finde Schmuckspitzen nicht gerade hübsch und finde, man sollte auch Bäumen mit mehreren Spitzen eine Chance geben (Hauptsache buschig für den Schmuck!).

Und nun die schlimmste Diskrepanz: Das Essen. Ich liebe Fondue mit Wein (also im Topf). Er mag das nicht. *sniff* So finden 28 Jahre Tradition ein Ende. *seufz* Okay. Von Fett im Fondue-Topf krieg ich Magenschmerzen und bei Brühe kann ich auch gleich Hühnerfrikassee machen. Also kein Fondue. Ich mag keine Gans oder Ente, mein Mann wünscht sich was Einfaches. Ich soll nicht so nen Aufriss machen. Nachdem ich leicht ätzend gefragt habe, ob ich dann Pommes mit Ketchup servieren soll, wechseln wir das Thema. Mal wieder ohne Ergebnis. Letztes Jahr gab’s heißen Stein (mit Fleisch zum Drauflegen, meine ich). Nicht wirklich originell, aber OK.

Dieses Jahr kommt aber Schwiegermama zu Besuch und ich wollte was Festliches machen. Also Kochzeitschriften gewälzt. Hab auch was gefunden. Pute á l’orange mit Kartoffelpüree und Speckumwickelten Bohnen. Die Schwiegermama ist begeistert. Mein Mann seufzt und fragt nochmal nach was Einfachem. Nachdem ich ihn mit Blicken erdolcht habe, gibt er auf. OK. Probekochen. Sicher ist sicher!

Ich habe ein wundervolles (und teures) Maishähnchen beim hiesigen Schlachter erstanden, habe alle weiteren Zutaten und freue mich, bei den Bohnen schummeln zu können (die gibbet tiefgekühlt und fertig!). OK! Hähnchen angucken. Komischen rotes Plastikding an der Seite im Hähnchen. Hmm. Gehört da bestimmt nicht auf Dauer rein. Raus damit. Kurz danach entdeckt mein Mann auf einem beigelegten Zettel, dass das Plastikdings ein Einmal-Garthermometer ist. Wieder rein damit.

Nächste Stufe. Hähnchen von innen angucken. Wo sind die Einmalhandschuhe???? OK. Tief Luft holen (das müffelt irgendwie) und reingeschaut. Da is ja noch was drin! Also nicht alles an Gedärmen, aber Teile, die so aussehen. Vor allem zwei kleine Orangefarbene Dinger, in Form und Größe wie Cashew-Kerne. Hmmm.

Mama anrufen.

Die ist verwirrt. Sie kriegt Hähnchen vom Schlachter immer mit Beutelchen voller Innereien, die sie dann wegschmeißt, weil das keiner in der Familie isst. Aha. Sie geht Oma fragen. Die hat schließlich früher Hähnchen geschlachtet… Und kann sich nicht mehr erinnern. Hmpf. Die Nachbarin fragen. Die redet auch was von Beutelchen im Hähnchen (ich glaub, ich hab den falschen Schlachter). Tja.

Mama sagt, raus damit. Ich sag, ich komm da aber nicht gut ran. Weder mit den Fingern, noch mit dem Messer, weil sich das zwischen den Rippen eingenistet hat. Nach dem 30. Dialog á la „Das musst Du mit Händen oder Messer rausholen“ vs „Das geht aber nicht. Ich komm nicht ran“, schmeßt mein Papa mir an den Kopf (Mama hat den Lautsprecher an), ob ich blöde bin. Ich breche in Tränen aus, meine Mutter haut meinen Papa und mein Mann raunzt ihn an (ich hab nämlich auch den Lautsprecher an). Super.

Nach einigem Hin und Her und Versuchen meines Mannes, der sich auf Grund akuter Übelkeit an seinen PC verzieht, kriege ich die restlichen Innereien raus. Hab auch noch ein Stückchen Leber und ein Herz gefunden. Mjam. Mir ist schlecht. OK! Alles rein in den Hahn (Nicht wieder die Innereien natürlich!). Hoppla. Hab bei der Füllung die Rezeptmenge von der Pute genommen. Egal. Besser zuviel als zu wenig! Rein mit Kräutern und Zitrusfrüchten in den Gockel, Suppengemüse drum herum drapieren und ab in den Ofen. Sieht richtig hübsch aus. Wie in einer Kochzeitschrift.

Das Viech ist fast fertig und ich mach schell Kartoffelpü und die Bohnen. Letztere lassen sich nicht voneinander lösen und der Speck reisst. Super. Egal. Ab in die Pfanne. Die Bohnen verteilen sich unabhängig vom Speck. *hmpf* Der Hahn sollte auch bald fertig sein (halte mich an die Angaben des Schlachters. 1 Std.) Hmmm. Das Plastikding poppt aber nicht raus, wie es sollte. Is wohl noch nicht durch. Auch nicht 10 Minuten später. Mein Mann stochert dran rum und siehe da! Es poppt nur raus, wenn man es anstupst. Klasse Prinzip! Mein Mann versucht, den Hahn zu zerlegen (sieht im Fernsehen einfacher aus) und ich versuche, aus dem Bratensud Orangensauce zu machen. Schmeckt furchtbar und ich entscheide mich auf die Schnelle für die gute Knorr Bratensoße extra!

Fazit? Die Bohnen schmeckten schlimm und waren nicht durch (hatte mich aber an alles gehalten, was auf der Packung stand). Das Huhn war lecker, schmeckte aber nur nach Huhn und sonst nix (dass hätte ich auch mit Filet haben können). Im Endeffekt haben Kartoffelpü und Bratnsoße alles rausgerissen.

Fazit zwei? Es gibt heißen Stein zu Weihnachten und ich tob mich dann am Nachtisch aus *seufz* Muss ich bloß der Schwiegermama beibringen…

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