Es weihnachtet sehr… oder so…

Wie kommt es eigentlich, dass zu Weihnachten immer irgendwelche familiären Katastrophen hereinbrechen? Versteht mich nicht falsch, ich liebe Weihnachten. Das vorweihnachtliche Kekse-Backen und alles. Sogar den leichten Stress, den man mit Geschenkekauf, Debatten um „wünsch Dir doch mal was vernünftiges“ (meistens von der Generation einen drüber) oder Terminen zu verschiedenen vorweihnachtlichen Events so hat.

Aber irgendwie verkraften nicht alle den Stress gleich gut. Oftmals gibt es dann Spannungen, die man am weihnachtlichen Esstisch (ob zu Hause oder im Restaurant) sehr deutlich spürt. Nichts schlimmes, nur ein leichtes genervt-sein und dann immer mal wieder ein Familien-Mitglied, dass rote Ohren bekommt, weil es den kleinen Seitenhieb etwas zu nah an sich ranlässt. Natürlich spielt auch immer der berufliche und private Stress eine Rolle, der rein gar nichts mit Weihnachten zu tun hat. Wenn dann mein zweijähriger Neffe durch die Natur eines Zweijährigen bestimmt (totale Freude beim ersten Blick unter den Weihnachtsbaum und kurze Zeit später lautstarkes Gebrüll, weil völlig überfordert und ohne Mittagsschlaf) die ganze Sache noch etwas durcheinanderbringt, ist Weihnachten auf einmal gar nicht so einfach. Aber das haben wir eigentlich alle recht gutmütig überstanden.

Was mich aber zutiefst stört, ist, dass einige Leute den Gedanken der christlichen Nächstenliebe nicht so ganz verstehen. Was das heißt? Wir haben ein Familienmitglied, dass sich sehr früh sehr stark von der Familie distanziert hat und sich nicht mehr wirklich um sein eigen Fleisch und Blut gekümmert hat. Aber immer wenn die Laune eine Eingebung hergibt und/oder dieser Jemand mit seinem erwachsenen Kind nebst angeheiratetem Partner angeben will, meldet er sich. Und jedes Mal hat es den Anschein von Gutmütigkeit und Aufopferung, entpuppt sich aber auch jedes Mal als Berechnung und Egoismus, der seines gleichen sucht.

Jedes Mal nimmt man eine Strecke von zwei Mal drei Stunden auf uns, um dieses Familienmitglied zu besuchen, dass es manchmal nicht für notwendig hält, seinem eigen Fleisch und Blut was zum Geburtstag zu schenken, auf EInladungen zu demselben mit „hab keine Lust“ absagt und dem Partner des eigenen Kindes in zehn Jahren noch nie etwas zum Geburtstag geschenkt hat. Jedes Mal, wann man da ist, wird irgendeiner von den anwesenden Besuchern rhetorisch auseinandergenommen und angegriffen. Oftmals kann man aich behaupten, aber es nagt und man fährt tief verletzt oder stinkewütend nach Hause. Manchmal werden auch abwesende Angehörige angegriffen, was umgehend den Beschützerinstinkt weckt.

Konkretes Beispiel Weihnachten. Der Jemand hatte sich echauffiert, dass er die letzten Jahre Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke bekommen hatte. Er hätte den Kram eh nicht gebraucht. Autsch. Schlag mit der flachen Hand direkt ins Gesicht. Zumal immer wieder bekräftigt wurde, wie toll die Geschenke seien und man hatte sich im Vorfeld sowas von Mühe gegeben! Sie wollen nichts mehr zu geschenkt bekommen. Er und seine Frau hätten alles.

Nun gut. Man fühlt sich mies, wenn man nichts zurückgeben darf. Und es geht hier nicht um teure Geschenke oder so. Nein. Man schenkt gerne. Es gibt nichts schöneres, als der Blick in den Augen des/der Beschenkten beim Auspacken, wenn man sieht, dass man ins Schwarze getroffen hat. Man ist alt genug, verdient nicht schlecht. Und es schleicht sich öfter mal das Gefühl ein, dass sich der Jemand durch die großen Gaben freikaufen will. Man bespricht also telefonisch vor einigen Wochen, dass man selber auch nichts geschenkt haben will, weil man sich eben mies fühlt. Man erläutert das und bittet gebeten, auch die eigenen Wünsche zu respektieren. Der Jemand hat zugestimmt, bat aber noch um Zusendung der frisch gebackenen Weihnachtsleckereien. Eine kleine Dose Kekse und ein kleiner Stollen machten sich auf Reisen.

Am Samstag, dem 22.12.2012 klingelt der Postbote und bringt ein Paket. Abesender: Der Jemand. Inhalt: Weihnachtlich eingepackte Gegenstände und eine Karte, die Hinweise enthält, dass in einem der Päckchen eine höhere Geldsumme steckt. Wir sind leicht verwirrt und rufen bei dem Jemand an, um zu fragen, was denn nun los sei.

Ich gebe zu, taktisch war der erste Satz mit „Was soll das denn?“ nicht sehr klug in Richtung friedliche Lösung gewählt, aber man ist durch mehrere Vorgeschichten leicht mürbe. Die Rückantwort „Dann schickt halt alles zurück, wenn ihr das nicht wollt!“ war auch nicht so toll.

Nach wenigen Minuten, in denen man versucht hat zu erklären, dass man sich nun mies fühlt und dass eine Verabredung gebrochen wurde und der Jemand versucht hat, zu rechtfertigen, dass es sich a) nicht um ein Weihnachtsgeschenk handele oder b) natürlich um ein Weihnachtsgeschenk handele, man hätte ja auch eins geschickt (die Kekse), artet es aus.

Variante a) wurde durch einen diskreten Hinweis auf die Karte (Fröhliche Weihnachten etc.), den Zustellungszeitraum (22.12.2012) und die weihnachtlich eingepackten Geschenke versucht, zu entkräften. Variante b) wurde versucht, zu entschärfen in dem vorgebracht wurde, dass die Kekse a) angefordert wurden b) vom Absender nicht als Weihnachtsgeschenke gedacht waren und c) bereits weit vor Weihnachten verschickt wurden. Das ist dann irgendwie eskaliert.

Von „wie man es denn wagen könnte, zu entscheiden, welche Wertschätzung ein Geschenk für den Jemand habe“ (selbstgebacken vs. gekauft, obwohl es nur um „Weihnachtsgeschenk“ vs. „Nicht-Weihnachtsgeschenk“ ging) bis hin zu starken Beleidigungen in die Richtung eines Telefonpartners á la, man hielte sich auf Grund seiner zu hoch eingeschätzten Intelligenz und seines Studiums für was Besseres (man hatte mehrfach versucht, die Diskussion zurückzuholen mit „Du verstehst nicht, worum es uns geht“). Es ist völlig aus dem Ruder gelaufen.

Das Geschenk ist wieder auf den Weg zurück zum Absender. Ohne Kommentar. Die nächsten Telefonate werden wohl sehr kurz sein.

Ähnliche Situationen mit anderen Protagonisten, anderen Vorgeschichten laufen immer ganz harmlos ab. Z.B.:“Wir wollten doch nicht mehr so viel schenken!“ „Ja, aber ich hab doch nur Euch und konnte mich nicht bremsen. Lasst mich mal!“ Und dann war gut. So geschehen am heiligen Abend mit einem anderen Familienmitglied unterm Tannenbaum. Keine wüsten Beleidigungen. Kein abruptes Gesprächsende, weil man nicht mehr kann. Keine verletzten Egos.

Wieso zu  Henker ist das bei dem Jemand so ausgeartet???? Und warum beschäftigt einen sowas das ganze Weihnachtsfest???? Das ist es nämlich nicht wert!

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