Essenseinladung – Teil 2

Wir waren dann also bei meinem Schwiegerpapa und seiner Frau angekommen. Lange Fahrt. Ich hatte sogar einen Kuchen gebacken. Streng nach Vollwertkost (meine zweite Schwiegermama ist da sehr eigen, mein Schwiegerpapa bastelt sich je nach Laune seine eignen Regeln). War ein Möhrenkuchen. Leider hat die Bio-Sahne beim Schlagen geflockt und nu gab’s Zuckerguss obendrauf. OK. Nicht ganz Vollwertkost. Schmeckt aber besser. Meiner zweiten Schwiegermama hat’s gefallen. Mein Schwiegerpapa kratzt den Zuckerguss ab. Er ist neuerdings gar keinen Zucker mehr. Hmmm. Ich erspare mir den Kommentar, dass der Körper ein Mindestmaß von allem zum funktionieren braucht. Diskussionen mit meinem Schwiegerpapa sind anstrengend und ich hatte schon eine andere angefacht, bei der ich mich nicht zurückhalten konnte (unsere politischen und moralischen Vorstellungen driften doch manchmal sehr auseinander…)

Mein Mann und ich waren mittlerweile am verhungern. Ich konnte ja schlecht den ganzen miitgebrachten Kuchen wegputzen und mein Mann mag keinen Möhrenkuchen. Ab zum Lokal. Aber zuerst…

…die Debatte, mit welchem Auto gefahren wird. Mein Schwiegerpapa hat einen VW-Bus (neueres Modell), in das hinten zwischen den Sitzen eine riesige Hundekiste gestopft ist (is ja auch ein Schäferhunde, der Mal ein Pferd werden wollte, ist fast auf Augenhöhe mit mir). Wir schlagen vor, mit unserem Auto zu fahren. Keine Umbau-Maßnahmen, bequemer und keine Übelkeit vom Fahrstil meines Schwiegerpapas. Das sagen wir natürlich so nicht. Er will unbedingt mit dem Bus fahren und hat keine Lust umzubauen. Mein Mann sitzt mit vorne und die holde Weiblichkeit muss sich hinten reinquetschen. Mein eines Bein muss ich fast schon aus der Schiebetür hängen, das andere wird untergeschlagen. Meine zweite Schwiegermama und ich treten uns gegenseitig, bei dem Versuch, unsere Gliedmaßen zu sortieren. Super! Ich sitze auch noch rückwärts zur Fahrtrichtung. Ob das Verkehrssicher ist?

Endlich beim Restaurant angekommen, ist keiner da. Also die Besitzer. Tür zu. Licht aus. Hmmm. Nach einigem Hin und Her, haut der Schwiegerpapa gegen die Tür. Ahh. Sie waren da, hatten bloß vergessen, die Tür aufzumachen.

Kurze Erklärung: Es handelt sich um ein Bio-Retsaurant. Keine Cola, keine Speisekarte. Es gibt das, was der Bauer gerade liefert. Das letzte Mal gab’s Pfannkuchenröllchen mit irgendeiner Creme und Rote Beete-Sprossen. Nicht unbedingt mein Geschmack, aber gut. Man sitzt auf zusammengewürfelten Sofas und Stühlen an ebenso zusammengewürfelten Tischen.

Die Chefin kommt und fragt, was wir essen wollen. Sie haben sogar ausnahmsweise Fleisch da. Mein Mann entscheidet sich für den Rinderbraten. Zur Auswahl stehen noch Champignons in Creme, überbackene Tomaten mit Ziegenkäse oder Rührei mit Krabben. Die beiden Gastgeber entscheiden sich für Tomaten mit Ziegenkäse. Nicht so mein Fall. Ich will Pilze. Mein Schatz isst die nicht. Also eine gute Gelegenheit. Mjam.

Mein Magen knurrt.Aber ich beherrsche mich beim Brot. Will mir ja nicht den Appetit verderben.

Das Essen kommt. Die Gastgeber und ich erhalten jeweils eine Auflaufform und mein mann drei Schüsseln. 6 Scheiben Rinderbraten, Rotkohl und Kartoffeln. Reicht locker für drei. Die beiden anderen müffeln schon ihre Tomaten mit Ziegenkäse. Ich schnuppere an meinen 10 Champignons in Rahmsoße (lecker) und frage mich, was es dazu gibt. Aber die Chefin kommt nur kurz wieder, um guten Appetit zu wünschen. Wie jetzt? Das ist alles? OK. Champignons bestehen zum Großteil aus Wasser. Nicht sehr nahrhaft. Ich inhaliere meine Portion und nutze den Löffel, um verzweifelt auch noch die Soße bis zum letzten Tropfen wegzuschlürfen. Essen alle. HUNGER!!! Mein Mann futtert genüsslich seinen Braten. Die Gastgeber sind anscheinend die kleinen Portionen gewohnt und sind pappensatt (nach eigener Aussage). Oje. Zu trinken gibbet auch nix.

Noch ein  paar Gründe, warum ich nichts gesagt habe, oder über die Reste meines Mannes hergefallen bin:

  1. Das Lokal ist teuer. Da fragt man nicht nach mehr.
  2. Keiner hat was zu trinken geordert. Das wäre unhöflich.
  3. Es wäre sehr unhöflich, wenn ich die Reste meines Mannes gierig verschlingen würde, weil ich dann zeigen würde, dass ich nicht satt geworden bin. Sehr unhöflich gegenüber den Gastgebern und des Lokals. Vor allem, da alle anderen satt sind. Also begnüge ich mich mit einer stibitzten Kartoffel. *seufz*

Wir fahren zurück zum Haus und ich streichel stundenlang den Kater, während mein Mann seinen Vater im Schach schlägt (mehrfach). Ich wundere mich, wie oft man spielen kann, während der Kater sich so wohl bei mir fühlt, dass er es sich auf meinem Schoß gemütlich macht. Mit seinen Krallen auf der neuen Jeans! AUA! Ich bekomme ein Kissen zum drunterlegen. Gut. Durch das Schnurren des Katers (wie ein aufgezogener Motor) hört man auch mein Magenknurren nicht. Aber abbrechen ist auch schlecht. Mein Mann und sein vater sehen sich ja nicht oft. Wenigstens übernachten wir dieses Mal nicht!

Nach mehreren Stunden fahren wir heim. Mein Schwiegerpapaist ein wenig beleidigt, weil wir auf dem Rückweg noch bei meinen Eltern vorbei wollen, um da was abzugeben. Es liegthalt auf dem Weg.

Ich fahre und halte Ausschau nach einem großen gelben „M“ oder Buger King oder Subway oder auch egal, hauptsache essbar. Mein Schwiegerpapa wohnt jedoch soweit ab vom Schuss, dass wir vorerst an keinem vorbei kommen. Kurz hinter Hamburg rufen wir meine Eltern an, dass wir gleich da sind. Ich höre, wie meine Mama meinen Mann fragt, ob sie Abendessen machen soll. Ich brülle ein lautes „Ja“. Ich liebe meine Mama! Es gab ein richtiges Abendbrot. Mit viel Brot, viel Aufschnitt, Obst und GETRÄNKEN! Hab mich kugelrund gefuttert! Danke Mama!

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